Eingewiesen by Billingham Mark

Eingewiesen by Billingham Mark

Autor:Billingham, Mark [Billingham, Mark]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783311704331
Herausgeber: Kampa Verlag
veröffentlicht: 2023-08-28T00:00:00+00:00


29

I ch unterhielt mich gerade mit einem der Hausmeister, derden klebrigen Karamellpudding von der Kamera vorm Dienstzimmer zu entfernen versuchte, als Lauren auf mich zugestürmt kam – okay, mit Tempo auf mich zu watschelte. Da ich sie am Vorabend so erfolgreich auf die Palme gebracht hatte, war ich auf Keiferei eingerichtet, merkte aber sofort, dass es keinen Grund gab, mir Sorgen zu machen.

Sie sah aus, als hätte sie im Lotto gewonnen.

Lauren zwinkerte mir zu und rieb sich die Hände, dann wies sie auf die geschlossene Tür eines Untersuchungsraums am Ende des Gangs. »Frischfleisch«, zischte sie.

Das erklärte alles. »Echt?«

Sie nickte strahlend, aufgeregt wie ein Kind an Heiligabend. »Ist vor ein paar Stunden gekommen, meint Ilias.«

»Ja?« Ich wunderte mich, dass es so lange gedauert hatte, bis das Bett wieder vergeben wurde, das seit Jamilahs Auszug leer war. Normalerweise gaben sich die Leute hier die Klinke in die Hand. Aber egal. »Mann? Frau?«

»Eine Frau wohl … fünfzig plus, meint er.«

Donna kam auf ihrem Morgenmarsch vorbei. Offensichtlich hatte sie zugehört. »Ich hab sie schon gesehen«, sagte sie. »Wirkt ganz nett.«

Lauren und ich drehten uns zu ihr um, wollten unbedingt mehr erfahren, doch Donna war schon wieder weg, rauschte in Richtung Schleuse davon. Es war egal; wir wussten ja, dass sie schnell zurück sein würde, und beim nächsten Mal würde Lauren sie auf keinen Fall weiterrennen lassen, sondern von Donna die Herausgabe aller Informationen verlangen.

Untermalt von einer unsäglichen Twerking-Einlage, hatte sie bereits angefangen, einen Bob-Marley-Song zu verhunzen.

»New woman, new blood, new woman, new blood … «

Das müsste einen ganz guten Eindruck davon vermitteln, wie aufgeregt die Patienten hier werden können, wenn ein Neuer oder eine Neue auftaucht. Ich rede nicht über Informelle, weil es sich bei denen selten lohnt, die Flaggen zu hissen. Ich rede von einem nigelnagelneuen kleinen zwangseingewiesenen Scheißerchen.

So wie ich vor ein paar Monaten.

Man kann die beiden Sorten gut auseinanderhalten, weil der Aufnahmeprozess ein völlig anderer ist.

Die Zwangseingewiesenen kommen nicht zum Kick-off in den 136 er, sondern werden meistens im Rettungswagen angeliefert, direkt aus der Notaufnahme. Die Informellen sind allein, wenn sie um Aufnahme bitten, oder werden von Bullen begleitet, so wie das arme Schwein, das auf der Autobahn aufgegriffen wurde. Die Unseligen, die mindestens achtundzwanzig Tage hier verbringen müssen, kommen meistens mit ein, zwei verzweifelten Angehörigen im Schlepptau, mit ein, zwei Ärzten und manchmal auch mit einem Sozialarbeiter, damit sich der Ausflug auch lohnt. Normalerweise sind sie total durch den Wind. Sie begreifen noch nicht, was im Krankenhaus passiert ist, warum überhaupt bei ihnen zu Hause Leute mit richterlichen Beschlüssen standen. Sie sind sauer, weil sie meinen, reingelegt worden zu sein, und manche (meine Wenigkeit zum Beispiel) kratzen und spucken während des gesamten Aufnahmeverfahrens, als würden sie vor ein Erschießungskommando gezerrt.

Tja, dieses Verfahren …

Ob es so ähnlich ist, wie in ein schickes Hotel einzuchecken?

Nein, damit hat es gar nichts zu tun.

Oder so ähnlich, wie in ein Scheißhotel einzuchecken?

Nein, auch nicht.

Am Anfang gibt es ein paar medizinische Standarduntersuchungen, die aber nur pro forma durchexerziert werden, wenn man mich fragt. Ich meine, ist schließlich ein Krankenhaus, falls das einer vergessen haben sollte.



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